Teske, Alexander: inside tagesschau - Zwischen Nachrichten und Meinungsmache

Art.Nr.: 15216

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Produktbeschreibung

Am 2. Januar 2018 hatte er endlich sein Sehnsuchtsziel erreicht. Im Dezember 2023 verließ er es. Als Desillusionierter. Alexander Teske, Journalist seit über 30 Jahren, zwei Jahrzehnte bei der ARD, erst beim MDR, dann bei der "Tagesschau" in Hamburg. Da wollte er schon immer hin.
 
Da kam er in die Planung: Themen auswählen, Gesprächspartner suchen, Redakteure in ARD-Anstalten und im Ausland für Berichte einteilen, Filme abnehmen. Ein Stressjob. Ein Job der Ernüchterung. Jede Kampagne gegen die ARD falle "auf fruchtbaren Boden, weil zahlreiche Redakteure sich nicht als objektive Berichterstatter verstehen, sondern als Aktivisten". Die "Tagesschau" sei oft "politisch einseitig", EU-Politik werde unkritisch begleitet, Berichte über den Osten ohne Vorurteile seien selten.
 
Also ist dieser Alexander Teske noch einer, der über den Riss zwischen West und Ost berichtet? Kann man so sehen. Allerdings berichtet er nur über das, was er in sechs Jahren "Tagesschau" erlebte. Es passt ins Bild, dass von den 300 Mitarbeitern etwa zehn aus dem Osten kommen. Die wirkliche Redaktion herrschenden zahn Chefs vom Dienst (Monatsgehalt 11.400 Euro brutto) sind alle Westler. Namentlich unbekannt, entscheidet der unkündbare Klub, was ab 20 Uhr zu sehen ist - nicht selten nach persönlichen Vorlieben. Auch gegen die Chefredakteure. Deren Job wird ohnehin nur als Karriereleiter gesehen.
 
Nicht die einzige tatsächlich erstaunliche Nachricht aus der Vorzeigemarke ARD, die Alexander Teske in "Inside Tagesschau" da öffentlich macht. Wenn er dann anfängt, die auf tagesschau.de vollmundig proklamierten Grundsätze abzuklopfen (sachlich, knapp, genau, neutral, objektiv, unparteiisch), klinkt es rasch ziemlich hohl. Man bewegt sich in der Blase der Redaktion, abgehoben und wirklichkeitsfern, kommt aus dem gleichen sozialen Stall und kennt die tatsächliche Lage eines Großteils außerhalb des teuren Gebäudes in Hamburg-Lokstedt gar nicht. Der Mechanismus, wie da welche Nachricht dann letztlich in die "Tagesschau" kommt und welche nicht, das ist nur noch die böse Illustrierung einer Besorgnis erregenden Erkenntnis des Demokratie-Monitors: ein Fünftel bis ein Viertel der Deutschen unterstellen, dass Medien nur manipulieren.
 
Alexander Teske macht für das sinkende Vertrauen ein paar Marken fest: Weglassen und Kurzhalten, Seichtigkeit statt sozialer Schärfe, Regierungsnähe statt kritischen Hinterfragens, persönliche Interessen statt derer der Mehrheit im Land, auch mal - aus Hurtigkeit - das peinlich Aufbauschen von Falsch-Meldungen (Seehofer-Rücktritt 2018, der Kommentator ist inzwischen SWR-Intendant). So galt die Kaufprämie-Streichung für E-Autos (das sich nur Betuchte leisten können) allemal als wesentlicher als bezahlbares Wohnen. So wird über islamistischen Terror nur dann berichtet, wenn es nicht mehr anders geht, aber weggelassen, wie 2019 beim Chemnitzer Messer-Mord, dass es sich bei Tätern um Iraker und Syrer handelt. So werden Patzer der grünen Außenministerin verschwiegen. So gerät offenbar jeder Experte auf eine schwarze Liste, wenn er nicht die Meinung der CvD oder des Chefredakteurs teilt. Wie 2022 Ex-General Kujat, der einen anderen und daher unerwünschten Blick auf den Ukraine-Krieg warf (mittlerweile laut Teske als richtig erwiesen). Oder Politikwissenschaftler Werner Patzelt aus Dresden, der in Studien festgestellt hatte, das bei Pegida größtenteils keine Rechtsradikalen mitlaufen.
 
Die ARD war, so Teske, übrigens die einzige Station, die ihren Korrespondenten aus Moskau abzog. Dafür reisten in die Ukraine lange Reporter, die weder Russisch sprachen noch Ahnung vom Land hatten - und wurden von Faktenfinder auf tagesschau.de ergänzt: statt der versprochenen Fakten tendenziöse Meinungsberichte, begeisterte Zustimmung zu Waffenlieferungen inklusive.
 
Jede Menge Beispiele, wie in der "Tagesschau" der Osten zu Dunkeldeutschland gemacht wird, sind bei Alexander Teske selbstredend auch nachzulesen. Da gibt es einen ungetrübten Westblick, den auch Berichte des in Hamburg wenig beliebten MDR nicht erhellen können. Wohl noch keiner vor Teske hat so faktenreich und fundiert, anschaulich und entlarvend über das Innenleben des ARD-Nachrichten-Molochs berichtet, auch über Karrieren, die zu Jobs in der Politik und zurück ins Nachrichtengeschäft führten. Oder über Tina Hassels Tweet, die klingen, als sei sie Pressesprecherin der Grünen und nicht die politisch neutrale Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios. Hat ihr nicht geschadet.
 
Zur "Tagesschau"-Verseichtung, die Alexander Teske feststellt, passt es, dass der Tod der Queen zehn Tage lang Hofberichte möglich machte, weil es ein "einschneidendes historisches Ereignis" war. Wirklich?
 
Das Betriebsklima in der Redaktion wir im Herbst 2022 erfragt. Es herrscht schlechte Stimmung. Dazu zeichnet Alexander Teske ein paar Porträts seiner Ex-Chefs. Zum Lachen sind die nicht.
 
296 Seiten, Broschur